Nachhaltige Entwicklung ist deutlich unterthematisiert
Kaufkraft – ein politisches Instrument
Zu Grunde liegen dem Verein dasselbe in grün e.V. das Prinzip des nachhaltigen Konsums und die feste Überzeugung, dass die Kaufkraft eines Menschen ein nicht zu unterschätzendes politisches Instrument darstellt. Wer ein Fairtrade-Shirt aus Bio-Baumwolle erwirbt, entscheidet sich schließlich auch bewusst gegen den Kauf eines Pestizid-Shirts aus Sweatshops. Wer fair gehandelten Kaffee kauft, entscheidet sich gegen Kinderarbeit in Entwicklungsländern. Und wer einer nachhaltig orientierten Krankenkasse beitritt, unterstützt damit auch die Lobbyarbeit dieser Kasse für die Zulassung von mehr alternativen Heilmethoden. Die Liste lässt sich beliebig fortführen: Vegane Produkte, Schmuck aus fairem Gold, der Gang zum Naturfriseur. Wer nachhaltig kauft, gibt wirkungsvolle Impulse in die Wirtschaft ab.
Was bedeutet aber die Vokabel Nachhaltigkeit für die Mitgliedsunternehmen? Sie wollen so fair wie möglich, so ökologisch wie möglich und gleichzeitig ökonomisch tragbar agieren. Ihre Motivation ist intrinsisch. Eine Friseurin würde es beispielsweise so formulieren: „Ich möchte mit einem guten Gefühl Geld verdienen, indem ich die ökologisch verträglichsten Produkte einsetze und meine Mitarbeiter und Kunden fair behandle.“ Ebenso wie die Unternehmen eine Selbstverständlichkeit nachhaltigen Handelns anstreben, ist es auch das Ziel, dass der nachhaltige Konsum noch einfacher wird – letztendlich: normaler.
Mitwelt und mehr: Ideen der Nachhaltigkeit
Ebenfalls essenziell für den Verein dasselbe in grün e.V. ist der Begriff der „Mitwelt“, wie ihn die „Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt“ geprägt hat. Noch besser als „Umwelt“ beschreibt er, dass Mensch, Natur und Tiere nur gemeinsam und in Harmonie überleben können. Die Umweltbewegung formulierte es ähnlich, nur drastischer: „Erst stirbt der Baum, dann stirbt der Mensch“. Aus der Forstwirtschaft stammt ursprünglich auch das Prinzip der Nachhaltigkeit, schon im frühen 18. Jahrhundert hatte Hans Carl von Carlowitz den Begriff geprägt, um ein verantwortungsvolles Handeln mit der Ressource Wald zu beschreiben: Es gilt immer nur so viel zu entnehmen, dass es auch in Zukunft noch reichen wird. In ein profanes, modernes Beispiel übersetzt, lässt sich das Konzept vergleichen mit dem oft gelesenen Schild „Bitte verlassen Sie diese Toilette so, wie Sie sie gerne vorfinden würden“.
Doch dieses einfache Prinzip eines verantwortlichen Miteinanders scheint vielen Menschen abhanden gekommen zu sein. Und selbst, wenn die Regeln hierzulande noch befolgt werden, verlieren auch deutsche Akteure im Ausland oft jegliche Hemmungen in puncto Umwelt- oder Sozialstandards. So stellen sich die Mitgliedsunternehmen des Verbands oftmals die Frage, warum es in Deutschland eigentlich erlaubt ist, Produkte zu verkaufen, die nicht unter „deutschen Standards“ hergestellt wurden. Ein Importverbot für Produkte, die hiesigen Umweltschutz- und Arbeitsschutzauflagen nicht standhalten, hätte positive Auswirkungen: Die Produktion käme entweder nach Deutschland zurück oder würde vor Ort im Ausland ordentlich geregelt. Dass dadurch einige Produkte wesentlich teurer würden, ließe auch die Wertschätzung für diese Dinge wieder steigen. Eine wünschenswerte Entwicklung.
Medien in der Werbefalle
Eine der Haupttätigkeiten von dasselbe in grün e.V. ist die Lobbyarbeit für nachhaltige Unternehmen auf vielen Kanälen. Problematisch ist dabei die nur vermeintliche Unabhängigkeit vieler Medien. Gerade im Printbereich geschieht eine unverhohlene – aber für viele Verbraucher nicht gut erkennbare – Durchmischung von redaktionellen Inhalten mit gekaufter Werbung. „Sie können gerne ein Advertorial buchen“ ist ein oft gehörter Satz. Zusätzlich hinderlich bei der PR-Arbeit für die Verbandsmitglieder ist die Abhängigkeit vieler Medien von ihren großen Anzeigenkunden. So scheuen sich viele Redaktionen davor, neben der ganzseitigen Werbeanzeige eines Kosmetikkonzerns etwa über eine kleine Naturkosmetik-Manufaktur zu berichten. Effekte wie diese haben zur Folge, dass nachhaltige Entwicklung in den Medien deutlich unterthematisiert ist.
Die Alternative: Social Media
Wirklich unabhängige Massenmedien wären ein wünschenswerter Idealzustand. Aufgrund der immer weiter zunehmenden Vermischung von Wirtschaft, Politik und Medien ist dieser Wunsch aber illusorisch. Selbst die Politiker sind großteils als Aufsichtsräte und Co. Teil des Wirtschaftssystems, und über die größten Mittel verfügen heute nicht die Staaten sondern die Konzerne. Als einzige echte Opposition treten NGOs mehr und mehr an die Stelle politischer Parteien.
Einen gangbaren Weg zu ehrlicherer Information können Soziale Medien darstellen. Ohne den Umweg über die Massenmedien können die Menschen sich gegenseitig informieren, persönliche Empfehlungen von vertrauenswürdigen Absendern werden in Zukunft immer wichtiger. dasselbe in grün e.V. baut daher auf Social Media und Empfehlungsnetzwerke. Und darauf, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher immer mehr aufbegehren und sich immer besser organisieren.
Ungeahnte Konsumalternativen
Es gilt für jeden einzelnen Konsumenten, mit wachem Geist und frischem Blick seine Routine zu überprüfen und gegebenenfalls neue Wege einzuschlagen. Die Verbandsmitglieder empfinden den Weg abseits der gängigen Pfade zwar oft als holprig aber immer auch als höchst spannend. Auch ist es psychisch wohltuend, im Einklang mit seinen Überzeugungen zu arbeiten. Ein Großteil der Verbandsmitglieder ist daher optimistisch, immer mehr Menschen begeistern und anstecken zu können. Schließlich steht am Ende auch eine Belohnung für das Nachdenken: ein erfüllteres Leben und eine Vielzahl von ungeahnten Konsumalternativen. Sie sind individuell, sie machen Spaß – und sie fühlen sich richtig an.