Kunststoff, nein danke!
Warum es sich lohnt, Plastik im Alltag zu vermeiden. Und wie es geht.
300 Tonnen Kunststoff werden weltweit jährlich produziert. Aber nur ein Bruchteil davon wird recycelt – gerade einmal 14%. Die Plastikschwemme ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit. Denn vieles, was nicht wiederverwertet wird, landet irgendwann in den Meeren. Gut sichtbar ist der Plastikmüll in Form von Flaschen und Tüten. Jeder von uns kennt die Bilder der fünf Müllstrudel im Nord- und Südpazifik, im Nord- und Südatlantik und im Indischen Ozean.
Um diese gigantischen Müllinseln abzubauen, gibt es einige, sehr ähnliche Anstrengungen. Die junge Architektin Marcella Hansch zum Beispiel hat die Garbage-Screening-Plattform entworfen. Deren spezielle Bauweise soll Plastikmüll und vor allem Mikroplastik mithilfe eines passiven Sedimentierungsprinzips aus dem Wasser filtern – ganz ohne Gefahr für Meereslebewesen.
99 % des Mikroplastiks befindet sich in der Tiefsee.
Mikroplastik bezeichnet jene Bestandteile, die maximal einen halben Zentimeter groß sind und aufgrund ihrer Dichte weit unter der Wasseroberfläche schwimmen. Meeresbiologen vermuten, dass sich fast 99% der Partikel in der Tiefsee befinden – zerrieben durch Wind, Wetter und die Strömung. Diese Partikel saugen sich teilweise wie Schwämme mit Schadstoffen voll, zum Beispiel mit krebserregenden Chlorverbindungen (PCB). Werden die Teilchen von Tieren verschluckt, landen sie aufgrund der Nahrungskette irgendwann wieder bei uns. In Muscheln, Fischen und Garnelen wurde Mikroplastik bereits nachgewiesen.
Wann die Erfindung von Hansch umgesetzt wird, hängt ab von Sponsorengeldern. Dass es Zeit zu handeln ist, hat längst auch die Politik erkannt. Die Europäische Union will Einmalprodukte aus Plastik verbieten. Mit der Einführung kostenpflichtiger Kunststofftüten im Handel ist in Deutschland bereits ein erster kleiner Schritt gemacht. In Bangladesh und Ruanda ist man weiter: Dort sind Plastiktüten bereits verboten.
Plastik ist ein Landproblem.
Obwohl sich das Plastikproblem in den Meeren sehr dramatisch zeigt, ist es zuvorderst ein Landproblem – das sich dort am effektivsten lösen lässt. Die Zero-Waste Bewegung macht es vor. Ein bewusster Umgang im Konsum und im Gebrauch von Kunststoffen baut zwar die momentanen Müllinseln in den Meeren nicht ab, sorgt aber dafür, dass sie weniger rasant anwachsen.
Welche Müllvermeidungsstrategien im Alltag helfen, die Plastikschwemme zu verringern, haben wir im Folgenden für euch zusammengestellt. Diese Shortlist ist nicht priorisiert und lässt sich mit eurer Hilfe ergänzen. Und sie eignet sich als “gute Vorsätze für das neue Jahr” – und natürlich zum Teilen.
- Stoffbeutel statt Plastiktüte. Nehmt zum Einkaufen einen Stoffbeutel mit. Der ist stabil und teilt, mit ein bisschen Pflege, lange euer Leben. Tüten aus Papier sind keine echte Alternative – ihre Herstellung ist energieaufwendig.
- Lose satt vorverpackt. In Superärkten sind Obst und Gemüse häufig vorverpackt. Auf dem Wochenmarkt erhaltet ihr die frischen Lebensmittel einzeln, die Auswahl ist hier oft größer – und gerne auch regional.
- Kaffeekapseln aus Aluminium vermeiden. Sie sehen zwar stylish aus, machen aber viel Müll. Allein in Deutschland werden jährlich fast drei Milliarden Kaffeekapseln aus Aluminium und Kunststoff verbraucht. Das entspricht rund fünftausend Tonnen Müll. Vermeidbar ist dieser Müllberg durch wiederbefüllbare Kapseln oder den Umstieg auf loses Kaffeepulver für den Handfilter.
- Körperpflegeprodukte im Pfandsystem. Um die Plastikverpackungen bei Seife, Duschgel und Shampoo zu vermeiden, könnt ihr entweder von Flüssigprodukten umsteigen auf feste Seifen, die sich auch als Shampoo aufschäumen lassen. Oder ihr kauft eure Körperpflegeprodukte in einem Unverpackt-Laden. Hier bekommt ihr das komplette Sortiment offen oder – im Fall der Pflegeprodukte – in wiederverwendbaren Pfandbehältern.
- Naturnahe Produkte statt Mikroplastik. In Drogerieartikeln befindet sich häufig Mikroplastik. Auf der Inhaltsstoffliste ist es gekennzeichnet als „Polyethylen“ (PE), „Polypropylen“ (PP), „Polyamid“ (PA) oder „Polyethylenterephthalat“ (PET). Greift lieber zu natürlichen Alternativen oder lasst euch in einem Unverpackt-Laden dazu beraten.
- Bewusster konsumieren! Fragt euch beim Kauf von Kleidung oder technischen Geräten selbst, ob ihr das Teil wirklich braucht oder ob allein der günstige Preis, ein Trend oder die schnelle Neubeschaffung statt der zeitaufwendigeren Reparatur kaufentscheidend sind. Auch second-hand oder der Austausch / Leihe über ein Nachbarschaftsportal können nicht nur Ressourcen, sondern auch Kosten sparen (siehe Punkt 10).
- Akkus statt Batterien. Akkus sind eine sinnvolle Alternative zu Einwegbatterien. Sie lassen sich je nach Typ bis zu 500-mal aufladen und müssen selten ersetzt werden.
- Mehrweg statt Einweg. Kauft Wasser und andere Getränke am besten in Glasflaschen. Noch leichter macht ihr euch das Leben mit einem Trinkwassersprudler. Der erspart euch auch den Weg zur Pfandrückgabe. Außerdem ist Leitungswasser immer verfügbar und wird sogar noch strenger kontrolliert.
- Große Einheiten kaufen. Bei Produkten, die ihr regelmäßig kauft, lohnt sich der Blick auf die Verpackungseinheit. Entscheidet euch lieber für die große Verpackung statt vieler kleiner, um anschließend selbst kleinere Einheiten zu portionieren, zum Beispiel in wiederverschließbaren Dosen.
- Tauschhandel, Flohmärkte und Secondhandläden. Muss immer alles neu sein? Teilt Produkte, die ihr selten braucht (zum Beispiel eine Bohrmaschine) doch einfach mit euren Freunden und Nachbarn. Wie viel Kleidung in eurem Schrank tragt ihr wirklich noch? Verkauft eure nicht mehr getragene Kleidung auf dem Flohmarkt, bevor sie untragbar wird oder macht euren Mitmenschen im Secondhandladen damit eine Freude.