Bevor es zu spät ist.
Lässt sich die Welt in nur 15 Jahren retten? Und welchen Beitrag leistet Deutschland?
Die Sustainable Development Goals, kurz SDGs, sind der Weltzukunftsvertrag der Vereinten Nationen. 2015 von allen Mitgliedsstaaten beschlossen, sollen die ehrgeizigen Ziele zur nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene bis 2030 umgesetzt werden. Auf zwei der insgesamt 17 schauen wir hier genauer: menschenwürdige Arbeit und nachhaltiger Konsum.
„Wir können die erste Generation sein, der es gelingt, die Armut zu beseitigen, ebenso wie wir die letzte sein könnten, die die Chance hat, unseren Planeten zu retten.“ Mit diesem eindringlichen Satz brachte der ehemalige UN-Generalsekretär Ban-Ki Moon die Zukunftsaussichten unserer Erde auf den Punkt. Wenn wir jetzt nicht handeln, zahlen unsere Kinder, spätestens unsere Enkelkinder den Preis dafür.
Mit den vor vier Jahren beschlossenen Nachhaltigkeitszielen wollten die 193 UN-Staaten die Weichen für die Entwicklung der Erde stellen. Das gemeinsame Streben dient der Transformation hin zu einer Welt, in der jeder ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig handelt. Hunger und Armut sollen dauerhaft beendet und Bildung jedem zugänglich sein. Es gehört zu den Besonderheiten der SDGs, dass sie für alle Mitgliedsstaaten gleichermaßen gelten. Sie müssen auf nationaler Ebene umgesetzt werden, wobei keine Unterscheidung zwischen armen und reichen Ländern besteht – alle Nationen sind verpflichtet aktiv zu werden. Der ambitionierte Katalog mit seinen 17 Zielen berücksichtigt dabei erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Umwelt, Soziales und Wirtschaft wurden in Einklang miteinander gebracht. Dieses Geflecht schafft Abhängigkeiten, womit sich alle Ziele einander bedingen.
Als Konsequenz aus dem Wirtschaftswachstum vergangener Jahrzehnte, das primär zu Lasten natürlicher Ressourcen und des Weltklimas ging, wurde das achte Ziel der SDGs entwickelt: „Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle.“ Um dies zu erreichen, wirbt die Bundesregierung mit verschiedenen Initiativen und staatlich geförderten Programmen. Beispielsweise unterstützt die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, kurz GIZ, öffentlich-private Partnerschaften zwischen deutschen Unternehmen und Partnern in Ghana, Kamerun, Kenia und weiteren Ländern Afrikas. In dem Programm „Beschäftigung für nachhaltige Entwicklung in Afrika“ (E4D) sollen diese Partnerschaften eine produktivere und menschenwürdige Beschäftigung erzielen. Zentrale Sektoren bei der deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit bilden die Green Economy (Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Abfallmanagement) sowie die Rohstoffwirtschaft. Auf der Website des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit heißt es, E4D entwickelt mit verschiedenen Unternehmen neue Geschäftsmodelle. Bestenfalls sollen diese neuen Geschäftsmodelle weite Teile der Gesellschaft erreichen und vor allem ärmere Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt als Mitarbeiter, Lieferanten und Vertriebspartner in die Wertschöpfungskette einbinden. Durch diese Form der Zusammenarbeit entstünden direkt und indirekt neue Arbeitsplätze. Und mit steigenden Einkommen sollen sich entsprechend die Lebens- und Arbeitsplatzbedingungen in den afrikanischen Partnerländern verbessern.
Ein weiteres Beispiel der international nachhaltigen Zusammenarbeit ist das Bündnis für nachhaltige Textilien. Darin verpflichten sich Unternehmen, Politik und die Zivilgesellschaft, die Arbeits- und Umweltbedingungen in den Produktionsländern der Textilindustrie zu verbessern. Menschenrechts-, Sozial- und Umweltstandards müssen entlang der gesamten Textillieferkette eingehalten werden. Kleidung, die so zu fairen Bedingungen für Mensch und Natur hergestellt wurde, ist dementsprechend etikettiert im deutschen Handel.
Die Liste der 17 SDGs mit ihren 169 Unterzielen ist lang, die festgeschriebene Umsetzungszeit aber ist kurz. Wie ihre Realisierung im Detail finanziert werden soll, darüber ist wenig bekannt. Kritik an den Zielformulierungen der UN kommt vonseiten einiger Umweltaktivisten und Ökonomen: Die SDGs seien zu unkonkret formuliert, zu wenig transparent, der Erfolg oder Misserfolg häufig nur schwer messbar und das Verfehlen der Ziele bleibt ohne Sanktionen für den Staat. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung kam 2018 zu dem Ergebnis, dass viele der Länder (auch die reichen) den Anforderungen gar nicht gewachsen seien. Es besteht also berechtigter Zweifel, ob die Ziele jemals so umgesetzt werden können.
Grund zum Optimismus liefert allein die Tatsache, dass alle UN-Mitgliedsstaaten die Vision von einem besseren Planeten teilen. Und dass das Bewusstsein dafür besteht, dass der erste Schritt zur globalen Lösung schon im lokalen Bereich beginnt.
Das zwölfte Ziel rückt neben nachhaltigen Produktionsweisen auch die Konsumgewohnheiten in den Mittelpunkt. Es geht im Persönlichen um einen bewussteren Umgang mit Neuanschaffungen. Und hier kann jeder seinen Beitrag leisten. Denn häufig wirken sich individuelle Entscheidungen in vielen Bereichen weltweit aus. Es empfiehlt sich daher, häufiger Dinge zu reparieren oder zu tauschen, bewusst auf Kunststoffe zu verzichten und nur so viel zu erwerben, wie man tatsächlich benötigt – und dies dann bestenfalls über 2030 hinaus.