Klimaneutrales Büro: Mehr Nachhaltigkeit ist für Unternehmen unabdingbar
Das Thema Nachhaltigkeit ist für viele Firmen eine große Herausforderung, denn dieses Thema wird zunehmend zu einer Anforderung der Kunden und damit zu einer echten Notwendigkeit, um an den Kund*innen dranzubleiben. Oftmals wissen Entscheidende aber nicht, wo sie ansetzen können, um schnell und mit relativ wenig Aufwand Erfolge zu erzielen. Dabei ist die Antwort ganz einfach: im eigenen Büro – denn dort liegt viel Klimaschutzpotenzial noch ungenutzt.
Ein Gastbeitrag von Franziska Coenen (dotfly)
Sustainability wird zunehmend auch für das Markenimage immer relevanter. So zeigen etwa die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Jugend-Digitalstudie 2021 der Postbank: Jede*r zweite Jugendliche kauft wegen Corona öfter online und sieben Prozent der Befragten achten beim Shoppen mehr als vor der Pandemie auf ökologisch und sozial einwandfrei hergestellte Waren. Wer also nicht auf die Wünsche der Konsument*innen eingeht, droht mittelfristig massiv an Marktanteilen zu verlieren.
Genau hier liegt aber für viele Unternehmen – vorwiegend aus dem Dienstleistungssektor – die Herausforderung: Wie gelingt es, über die gesamte Organisationsstruktur mehr Nachhaltigkeit zu etablieren und den CO2-Ausstoß zu senken? Mit vier Hebeln können Entscheider*innen beginnen, um auf den Weg in die Klimaneutralität zu starten:
1. Nachhaltige Energie einkaufen
Einer der wichtigsten Hebel im Ringen um einen niedrigen CO2-Ausstoß ist die Energieversorgung: Entscheidende sollten sich ihre aktuellen Lieferant*innen genau anschauen und darauf achten, dass diese ausschließlich auf echten Ökostrom aus erneuerbaren Energieträgern setzen (Sonne, Wind und Wasser) – und sich nicht nur Zertifikatehandel ihre grünes Label einkaufen.
Hier vier Tipps auf welche Versorger*innen Unternehmensleitende ein Auge haben sollten, um sich zuverlässig mit 100 Prozent Ökostrom zu versorgen:
- Bürgerwerke: Ein Heidelberger Unternehmen, dass die Stromerzeugung aus den vorhandenen Energieanlagen der Bürger bündelt, um eine von Energiekonzernen unabhängige Versorgung zu sichern.
- Fair Trade Power: In München ansässig bietet die Versorgerin nicht nur Öko-Strom, sondern auch Biogas – alles aus 100 Prozent erneuerbaren Energieträgern und mit transparentem Nachweis durch den TÜV Süd EE.
- Green Planet Energy (ehemals Greenpeace Energy): Die 1999 durch Greenpeace gegründete Hamburger Energieversorgerin hat sich zum Ziel gesetzt, die Energiewende zu vollziehen – mit rein erneuerbaren Quellen.
- enyway: Seit 2017 treten die Hamburger*innen mit ihrer innovativen Peer2Peer-Marktplattform dafür ein, klimafreundliches Leben für alle zu ermöglichen – mit Ökostrom und Kompensationsprojekten.
2. Klimaneutrale Dienstleister auswählen
Auch die Auswahl der richtigen Dienstleiter*innen kann zu einer massiven Senkung des Klimafußabdrucks führen – insbesondere bei IT-Services wie Web- und Mail-Hosting. Man bedenke nur folgendes: Das digitale Verhalten jeder Bundesbürger*in verursacht durchschnittlich etwa 12 Tonnen CO2/Jahr – davon entstehen allein 213 Kilogramm pro Jahr und Nutzer*in durch die notwendigen Rechenzentren. Firmen können hier massive Akzente setzen, indem sie ausnahmslos Server- und Hosting-Provider beauftragen, die nachweislich auf energie- und wärmeeffiziente Hardware sowie für deren Betrieb auf reinen Ökostrom setzen. Zu diesen Anbieter*innen gehört etwa teuto.net (und seine Tochter greensta), die neben klassischem Webhosting auch Cloudservices anbieten – auf eigenen Serverparks in Deutschland. Wenn es um das Thema grünes E-Mail-Hosting geht, lohnt es sich auch einen Blick auf die Anbieterin Posteo zu werfen, die ihre Infrastruktur komplett mit Ökostrom betreibt.
3. Hauseigene IT-Struktur nachhaltig aufstellen
Der dritte Hebel, mit dem Verantwortliche in Unternehmen schnelle Schritte in Richtung Klimaneutralität machen können, ist der Rechner- und IT-Pool sowie der IT-Beschaffungsprozess. Entscheidende sollten immer bedenken, dass jeder neu hergestellte Rechner wertvolle Rohstoffe verbraucht. Und nicht nur das: Produktion und Versand erzeugen Unmengen an Schadstoffen. Betrachtet man allein den Faktor CO2 stellt man fest, dass die Herstellung eines einzigen Laptops mit SSD-Laufwerk bereits weit über 300 kg des Klimakillers erzeugt – Desktops (inkl. Monitor) schlagen fast mit dem Eineinhalbfachen zu Buche.
Im Kern gilt: Je länger Geräte genutzt werden, desto besser. Daher sollten Unternehmen und ihre Nachhaltigkeitsexpert*innen immer ein starkes Augenmerk auf den Lifecycle und die Reparierbarkeit neuer Devices legen. Es gilt schon vor der Anschaffung zu prüfen, ob IT-Elemente reparierbar und an künftige Nutzer*innen-Bedürfnisse anpassbar sind. Dazu können Entscheider*innen auf den IFIXIT Laptop Reparierbarkeits-Index zurückgreifen, der die gängigsten Laptops analysiert und auf ihre Flexibilität hin bewertet. Auch lohnt es sich auf Anbietende zu setzen, die die CO2-Kosten ihrer Produkte ausführlich ausweisen und so eine nachhaltige Beschaffung unterstützen.
Es stellt sich zudem die Frage: Muss es wirklich ein neuer Rechner sein? Oder kann ein refurbished Gerät – also ein rundumerneuertes Device mit identischen Leistungsmerkmalen – dasselbe leisten? Werden solche Geräte etwa bei Anbieter*innen wie GreenPanda, Refurbed oder Itisco bestellt, ist schon viel für den Klimaschutz gewonnen. Zudem senken Unternehmen so nicht nur ihren Treibhausgasausstoß, sondern sparen auch noch richtig viel Geld im Vergleich zu Neugeräten. Auf diese Weise entsteht weniger Elektroschrott und auch die natürlichen, knappen Ressourcen werden geschont.
Zudem lohnt sich der Blick aus der Vogelperspektive. Ist eine Infrastruktur wirklich notwendig, die zwar theoretisch alles kann, von der man tatsächlich im Alltag aber nur einen (kleinen) Teil der Möglichkeiten einsetzt? Mittlerweile gibt es innovative Anbietende wie kaneo, die sich auf maßgeschneiderte IT-Infrastrukturlösungen spezialisiert haben. Sie sparen aktiv für ihre Kund*innen nicht nur Fixkosten bei der Beschaffung ein, sondern schaffen zusätzlich durch sinnvolles Downsizing auch im laufenden Betrieb Effizienz und finanzielle Mehrwerte.
4. Anfahrtswege alternativ gestalten
Dieser Punkt klingt vielleicht banal, bietet aber ebenfalls hohes Optimierungspotenzial. Denn: Den Weg der Mitarbeitenden von der Wohnung zum Büro nachhaltiger zu gestalten, senkt direkt den CO2-Fußabdruck des gesamten Unternehmens. So können innovative Unternehmenslenker*innen etwa durch das Angebot von Job-Tickets für die DB oder den ÖPNV (etwa in Köln) ihre Angestellten dazu animieren, das Auto stehen zu lassen. Es geht aber auch noch besser: Mit Job-Rad-Angeboten wie von Jobrad schlagen Unternehmer*innen gleich drei Fliegen mit einer Klappe – sie sparen nicht nur bares Geld, sondern senken auch noch den persönlichen Schadstoffausstoß und tun etwas für die Gesundheit der Angestellten. Ganz abgesehen davon, dass Mitarbeitende so Staus vermeiden und deshalb auch deutlich weniger gestresst im Büro eintreffen.
Eine weitere Möglichkeit, die Anfahrtswege zu reduzieren und so den CO2-Ausstoß zu verringern ist: verstärkt auf Home-Office und Remote-Working zu setzen. Zudem lohnt es sich einen Blick auf die Reise-Policies bezüglich Dienstreisen und Außentermine zu werfen. Diese sollten grundsätzlich nur mit der Bahn und nicht etwa mit dem Flieger absolviert werden. Auch sollten Teilnehmende prüfen, wie viele Menschen tatsächlich für Meetings nötig sind und ob diese nicht sogar ganz über digitale Plattformen stattfinden können – hier treffen sich Effizienz und Nachhaltigkeit.
Fazit
Für Manager*innen bieten diese vier Handlungsfelder einen guten und einfachen Einstieg in das große Thema Nachhaltigkeitsstrategie. Unternehmenslenker*innen, die sich entscheiden, hier zu beginnen, werden auch schnell weitere Felder finden, um etwas für den Klimaschutz zu tun – etwa durch konsequentes Stromsparen, stringentes Mülltrennen oder papierloses Arbeiten. Nicht in jedem Unternehmen werden all diese Ideen umsetzbar sein. Das ist auch gar nicht notwendig. Wichtig ist aber folgendes: Entscheidende müssen einen Mindshift vornehmen und einfach einmal anfangen, mehr Nachhaltigkeit zu leben. Und zwar nicht nur, weil die Kund*innen es fordern, sondern weil es ohne diesen neuen Imperativ nicht mehr lange so weiter gehen wird! Packen wir es also an!
ÜBER DIE AUTORIN: Franziska Coenen ist Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Kölner Digitalagentur dotfly und Mitglied bei dasselbe in grün e.V. Mit ihrem 40-köpfigen Team aus Strateg*innen, Designer*innen und Entwickler*innen berät und betreut sie Unternehmen und Marken in allen Bereichen der digitalen Kommunikation – von Strategie, Konzept und Design bis hin zur technischen Umsetzung und Vermarktung. Dabei ist ihr eines wichtig: Ideen digital erfolgreich machen, die gut für Umwelt und Gesellschaft sind. Weitere Infos findest du unter dotfly.de